#MedizinBrennt aber Deutschland schmeißt den Doktor raus

Emmanuel Keson ist aus der Ukraine nach Deutschland geflohen und arbeitet in der Pflege. Trotzdem droht ihm die Abschiebung. Denn Keson lebte zwar in der Ukraine, hat aber einen ghanaischen Pass. Wer soll das verstehen?

Der Krieg tobt seit einigen Wochen als Emmanuel Keson aus der Ukraine nach Deutschland flieht. Ende April kommt er in Hamburg an. In der Ukraine hatte er Medizin studiert und anschließend als Arzt in einem Krankenhaus gearbeitet. Gebürtig aber kommt er aus Ghana. Und hier beginnen die Probleme.

Auf seinem Namensschild steht: Dr. Emmanuel Keson, Pflegehelfer

Denn weil Keson sein Studium in Ghana begonnen hatte, wird sein Abschluss in Deutschland nicht anerkannt. In Hamburg darf er also nicht als Arzt arbeiten. Stattdessen fand er einen Job als Pflegehelfer, eine in vielen Pflegeeinrichtungen echt wichtige, körperlich extrem anstrengende und viel zu oft unzureichend bezahlte Tätigkeit.

Doch davon allein liese sich Emmanuel Keson sicher nicht unterkriegen.

Aber es wird noch schlimmer.

Denn weil Keson keinen ukrainischen, sondern einen ghanaischen Pass hat, gelten für ihn andere Schutz-Regeln. Obwohl er vor demselben Krieg geflohen ist. Als sogenannter Drittstaatsangehöriger durfte er sich nur sechs Monate in Deutschland aufhalten, vor rund einem Monat ist seine Aufenthaltsgenehmigung ausgelaufen.

Reaktion der Ausländerbehörde: Ein Ausweisungsbescheid

Damit darf Emmanuel Keson auch nicht mehr arbeiten – und das obwohl Pflegehelfer*innen wie er überall dringend gesucht wurde. Nach seinem letzten Arbeitstag wurde er in die Ausländerbehörde gebeten und bekam dort einen Abschiebebescheid in die Hand gedrückt.

Emmanuel Keson soll Deutschland verlassen.

Undankbares Deutschland

Sein Fall ist dabei keineswegs einzigartig. Vor zwei Jahren stand auch Farah Demir kurz vor der Abschiebung. Sie kam als zweijährige mit ihren Eltern aus dem Libanon nach Deutschland. Weil ihr Vater keine gültigen Ausweisdokumente vorweisen konnte, wurde der Asylantrag der Familie abgelehnt und sie wurden staatenlos. Dennoch wurden sie in den letzten 35 Jahren geduldet.

Fatah Demir nutzte diese Zeit, machte Abitur mit Bestnote, durfte aber wegen ihrer Staatenlosigkeit nicht Medizin studieren. Stattdessen ging sie in die Pflege. Bewusst arbeitet sie im MHH in Hannover auf der Intensivstation, gerade auch auf der Corona-Station. Über 20 Jahre machte sie das.

Ihre Kolleg*innen starteten daraufhin eine Petition und Demir durfte in Deutschland bleiben. Erstmal. Denn statt einer Einbürgerung oder zumindest einem unbefristeten Aufenthaltsrecht heißt ihre Realität weiter Kettenduldungen.

Personalmangel in der Pflege durch Kleinstaaterei

Nicht erst die letzten drei Corona-Jahre und die aktuelle RS-Virus-Welle haben gezeigt, wie verletzlich das deutsche Gesundheitssystem ist. Überall fehlen Pflegekräfte und in den nächsten Jahren wird sich das Problem weiter zuspitzen: Weil mehr Pflegekräfte in Rente gehen als nachkommen und weil mehr alte Menschen leben werden, die häufiger und intensiver gepflegt werden müssen.

Trotzdem droht der deutsche Staat Emmanuel Kerson und Fatah Demir mit dem Rausschmiss. DAS ist unbegreiflich!

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Immerhin: Das rot-grün-regierte Hamburg hat als erstes Bundesland angekündigt für Dirttstaatler*innen wie Kerson eine Übergangsfrist von weiteren sechs Monaten zu schaffen: Mit einer „Fiktionsbescheinigung“, die bis zur Klärung des Aufenthaltsstatus gilt, können sie arbeiten und Sozialleistungen beziehen. Und sie können in dieser Zeit nachweisen, dass sie die Anforderungen für einen dauerhaften Aufenthaltstitel erfüllen, beispielsweise über Studierendenvisa.

Aufenthaltsrecht reformieren – JETZT

Doch das reicht nicht.

Deutschland muss sofort damit aufhören, Menschen abzuschieben, die gut integriert sind.

Es ist unverantwortlich potenzielle Ärzt*innen wie Emmanuel Kerson und Pflege-Expert*innen wie Fatah Demir auszuweisen, während Krankenhaus-Stationen wegen Personalmangel schließen müssen.

Und es ist auch nicht zu rechtfertigen, dass Leute abgeschoben werden, die hier arbeiten oder eine Ausbildung machen, während die Wirtschaft branchenübergreifend unter einem immensen Fachkräftemangel ätzt.

Ampel muss aufs Tempo drücken

Die Ampel-Regierung hat eine solche Reform angekündigt. Außerdem will sie es leichter machen, nach Deutschland einzureisen und Menschen einbürgern, die gut integriert sind. Aber seit der Ankündigung stockt das Vorhaben. Auch am teils rassistischen Widerstand der Union.

REVOLTE fordert: SCHLUSS MIT DEM ZEITSPIEL!

Immerhin verdienen Menschen wie Emmanuel Kerson und Fatah Demir eigentlich sogar das Bundesverdienstkreuz. Aber vor allem verdienen sie einen respektvollen Staat und eine Politik, die ihre Probleme löst.

Und das schnell!


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team