49-Euro-Ticket: Kommt es ÜBERHAUPT noch?

Es ist Ende Januar 2023. Eigentlich sollte seit knapp einem Monat das Deutschlandticket gelten: Also ein bundesweit gültiges 49-Euro-teures Ticket für ÖPNV und Regionalverkehr. Doch das Ticket ist immer noch nicht da und ein Einführungstermin steht auch nicht fest. REVOLTE kennt die Hintergründe.

Der Sommerhit des Jahres 2022? Ganz klar: Das 9-Euro-Ticket. Drei Monate lang katapultierte es die Attraktivität von Bus und Bahn in neue Sphären, senkte die Inflation und half, das Klima zu schonen.

Weiter fahren kann man mit dem 9-Euro-Ticket aber trotzdem nicht. Ein dauerhaft gültiges 9-Euro-Ticket scheitert unter anderem am fehlenden Personal, am schlecht ausgebauten Netz und an zu wenig zur Verfügung stehenden Zügen, um die hohe Auslastung der Verkehrsmittel aufzufangen, erklärt zum Beispiel die Eisenbahngewerkschaft EVG.

Smartphone-App, Finanzierung, Bund-Länder-Krach: Daran scheitert das Deutschlandticket

ABER VOR ALLEM FEHLT ES AM POLITISCHEN WILLEN! Schon kurz nach Beschluss zur Einführung des 9-Euro-Tickets betonte FDP-Finanzminister Christian Lindner, dass das 9-Euro-Ticket nur eine vorübergehende Sache sei und im September 2022 auslaufen werde.

So kam es dann ja auch. Naja fast. Denn unzählige Menschen forderten von der Politik eine Fortführung oder zumindest eine Alternative. Und auf die einigten sich Bund und Länder dann im Herbst: Deutschlandweit sollte zum 1. Januar ein 49-Euro-Ticket gelten, die rot-rot-grüne Berliner Landesregierung ergänzte dies bereits um ein 29-Euro-teures Sozialticket.

Vorsicht an der Bahnsteigkante: Wann fährt endlich das Deutschlandticket ein, Herr Wissing?!

Doch nach der grundsätzlichen Einigung passierte NICHTS. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) erzielte bis heute keine Einigung mit den Bundesländern über die Einführung eines sogenannten Deutschlandtickets. Auch wie die Finanzierung der kommunalen Verkehrsverbünde dann sichergestellt werden soll, ist bis heute UNKLAR.

Hintergrund: Aktuell bezuschussen die Städte und Bundesländer den ÖPNV. Wird ein bundesweit einheitliches Ticket eingeführt, müsste der Bund auch einen Teil der Kosten übernehmen. Weitere Kritikpunkte der Bundesländer: Verkehrsminister Wissing will das 49-Euro-Ticket allein per Smartphone-App verkaufen, obwohl nicht jede*r Bundesbürger*in damit umgehen kann.

SPD-Fraktionsvize Detlef Müller schimpft darum gegenüber der DPA: „Das Deutschlandticket muss schnellstmöglich und ohne Umschweife kommen. Das Verkehrsministerium, die Länder und Verbünde müssen mit Hochdruck an der Umsetzung arbeiten statt sich weiter in Detailfragen zu verkämpfen. Die Menschen erwarten eine günstige und einfache Lösung.“

Die Einführung des 9-Euro-Tickets hat bewiesen, dass ein bundesweit einheitliches Ticket schnell möglich gemacht werden kann. Warum die dauerhafte Umsetzung so kompliziert ist? DAS WEISS WOHL NUR VOLKER WISSING!

Wie soll jemand die Verkehrswende organisieren, der an der Einführung eines ÖPNV-Tickets scheitert?

Und das ist der eigentliche Knackpunkt: Denn mit einem 49-Euro-Deutschlandticket ist die dringend benötigte Verkehrswende noch nicht einmal ansatzweise gestaltet. Es fehlt beispielsweise ein deutschlandweit-gültiges Sozialticket, damit Mobilität kein Luxus für Besserverdienende bleibt.

Aber vor allem fehlende massive Investitionen: Als Verkehrsminister soll Volker Wissing die politische Rahmenplanung für die Bahn vorgeben. DOCH DAZU SCHWEIGT ER. Weder Netzbau-Offensive noch Personalausbildungs-Wille hat der FDP-Politiker bislang auf den Weg gebracht.

Stattdessen kämpft Wissing immer weiter für immer mehr Autobahnen. Zum Beispiel für den Ausbau der A100 MITTEN DURCH BERLIN oder WALDRODUNGEN FÜR NEUE SCHNELLSTRASSEN wie in Hessen.

Dabei führen neue Straßen immer nur zu mehr Autoverkehr, während eine Verkehrswende mehr Alternativen zum PKW verlangt.

Will Wissing überhaupt eine Verkehrswende? Oder ist er der nächste Auto-Bonze im Verkehrsministerium?!


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team