Wie das 49-Euro-Ticket zum Erfolg werden kann

Drei Monate lang begeisterte das 9-Euro-Ticket Millionen von Menschen deutschlandweit. Dann aber lief es aus – erstmal ersatzlos. Nun soll das 49-Euro-Ticket die dauerhafte Nachfolge antreten. Das kann etwas werden, wenn man es richtig macht.

52 Millionen Menschen nutzten deutschlandweit zwischen Juni und August das 9-Euro-Ticket für rund eine Milliarde Fahrten mit Bussen, Bahnen und Regionalzügen. Einige stiegen vom Auto auf die Öffentlichen um, um zur Bahn zu kommen. Andere nutzten das Rabatt-Ticket für Wochenendausflüge. Mobilität war plötzlich leistbar und das sorgte für Begeisterung. Doch auch volkswirtschaftlich war das Ticket der erhoffte Erfolg: Es half, vorübergehend Energie zu sparen und so die Inflationsrate zu senken. So ziemlich alle Expert*innen waren sich deswegen mit den Verbraucher*innen einig: Das war ein voller Erfolg.

Dennoch ließ die Politik das 9-Euro-Ticket wie geplant zum September auslaufen. ERSATZLOS! Christian Lindner zelebrierte den Ticket-Tod sogar genüsslich auf seinen social Media-Accounts. Ein Grund fürs Ende: Na klar, das liebe Geld. Der Bund wollte die Kosten für den kostengünsitgen Nahverkehr nicht dauerhaft alleine tragen und die Bundesländer wollten Bus und Bahn nicht dauerhaft so sehr subventionieren. ZUM ERSTEN SEPTEMBER KEHRTE DEUTSCHLAND DARUM ZURÜCK ZUM HEILIGEN RÖMISCHEN REICH DEUTSCHER VERKEHRSVERBÜNDE. Inklusive deren Preiswallküre.

Wie es nach dem 9-Euro-Ticket weitergehen soll – Und vor allem wann

Viel zu spät – nämlich nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets – begannen Bund und Bundesländer überhaupt erst damit, über die Nachfolge zu verhandeln. Doch das immerhin mittlerweile mit Erfolg: Ab Januar soll ein 49-Euro-Ticket an die Stelle des 9-Euro-Tickets gelten und ebenfalls deutschlandweit überall im ÖPNV nutzbar sein. Für viele Pendler*innen wäre auch das eine echte Entlastung. Warum soll? Weil die Umsetzung immer noch nicht offiziell beschlossen ist. Es geht NATÜRLICH weiterhin darum, wer wie viel zum Ticket dazu gibt. Aber das lässt sich regeln.

Andere offene Fragen sind da schon gravierender: Da ist zum Beispiel die Frage nach einem bundesweit-gültigen Sozialticket. Denn auch wenn Hartz IV durch ein gerechteres Bürgergeld abgelöst wird, übersteigen 49€ weiterhin das vorgesehen Mobilitäts-Budeget der Sozialhilfe-Empfänger*innen. Bleibt es dabei, dass es für sie dann nur regional-nutzbare Ticket-Alternativen verfügbar sind? Wenn ja wäre das ein immenser Skandal, immerhin ist Mobilität ein Grundrecht und sollte allen Bürger*innen gleichermaßen zustehen!

Ein günstiges Ticket allein ist keine Alternative

Ein weiterer Punkt betrifft wiederum die Finanzierung: Ein Grund, warum die Bundesländer den Ticket-Preis erhöhen bzw. ihren Anteil drücken wollen, ist, dass sie für den Ausbau des ÖPNV-Netzes und die Gehälter der ÖPNV-Mitarbeiter*innen bezahlen müssen. Und am Netz sowie am Personalstamm gibt es zurecht Kritik: Auf dem Land steht vielen Menschen kaum ein Bus zur Verfügung und die Bahn-Gewerkschaft EVG beklagt nachhaltig eine massive Überlastung der Kolleg*innen in den Zügen – Und das nicht erst aber vor allem seit dem 9-Euro-Ticket-bedingten erhöhten Fahrgastaufkommen.

Bei all den Forderungen nach dauerhaft niedrigen Ticket-Preisen darf man die Forderung nach dem Netzausbau und besseren Arbeitsbedingungen nicht vergessen! Und wenn das 49-Euro-Ticket eben weil es 49 statt 9 Euro kostet, Budget für Investitionen in den ÖPNV schafft, okay, dann ist die Lösung 49-Euro-Ticket nachhaltiger als die bloße Fortführung des 9-Euro-Modells. Aber klar muss auch sein: Langfristig – also nach dem Netz- und Personalausbau – sind weder 49- noch 9-Euro genug. DAS ZIEL MUSS KOSTENFREIER ÖPNV DEUTSCHLANDWEIT SEIN.

Dafür müssen Bund und Länder jetzt aber Tempo machen bei der Umsetzung. ES REICHT JA, WENN DIE ZÜGE VERSPÄTUNG HABEN… Vor allem aber müssen sie deutlich machen, wie sie das 49 Euro Ticket zum Erfolg machen wollen. Möglichkeiten dafür gibt es. Spannend wird es. Vorsicht an der Bahnsteigkante bei der Abfahrt des Zuges.


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team