BAYERN SCHIEBT PFLEGEFACHKRAFT AB. 

Ekogiawe -Söder schiebt ab -Revolte berichtet

Warum ein junger Würzburger namens Ekogiawe alle Bedingungen für ein Bleiberecht erfüllt und trotzdem abgeschoben wird.

Abschiebungen treffen in den seltensten Fällen Straftäter, meist sind die Opfer Familien, die seit Jahren in Deutschland leben, junge Leute, die hier aufgewachsen sind und Geflüchtete, die in den vergangenen Jahren alles getan haben, um die Aufenthaltsbedingungen zu erfüllen. So wie Osaivbie Ekogiawe.

Der Nigerianer kam im Jahr 2018 mit 16 Jahren nach Würzburg und hat seitdem alles geschafft, was Deutschland an „Integration“ nur fordern könnte: Er spricht fließend Deutsch, hat einen Schulabschluss gemacht, einen Ausbildungsplatz zum Sozialpfleger bekommen und sogar ein Angebot des Würzberger Spitals für einen Ausbildungsplatz inklusive Wohnung. Weiterhin ist er in Würzburg eingebunden, spielt Fußball im Verein und hat den unbedingten Willen, hier Fuß zu fassen.

Damit erfüllt er alle Bedingungen nach Artikel 25 des Aufenthaltsgesetzes, um eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, dieser Artikel wurde eigens als Anreiz für einen legalen Aufenthalt geschaffen.  Aber nicht mit den bayerischen Behörden. Denn Abschiebung ist in Deutschland immer noch Ländersache.

Fall geht zum höchsten bayerischen Gericht

Nachdem das Würzburger Verwaltungsgericht im Oktober 2022 einen Eilantrag zugelassen hatte, der die Abschiebung gekippt hatte, hat das Bayerische Verwaltungsgericht nun auf Antrag der Ausländerbehörde die Entscheidung revidiert. Das bedeutet: Obwohl Ekogiawe alle Bedingungen erfüllt, wird er abgeschoben – eine Frechheit und außerdem eine Unterwanderung des Gesetzes!

Die Begründung ist zudem unter aller Sau: Aufgrund seiner traumatischen Vergangenheit ist Ekogiawe an Depressionen erkrankt und suizidgefährdet. Das Gericht wirft ihm nun vor, er würde diese Erkrankungen nur vortäuschen, schließlich sei er ja engagiert im Fußballverein und habe Spaß am Sport. Damit wird zur Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen beigetragen und Betroffene werden verhöhnt: Depressionen sind eine hinterhältige Erkrankung, die in Phasen abläuft. Nur weil jemand lacht, bedeutet es nicht, dass die Person geheilt ist.

Selbst vor Familien mit Kindern machen die Behörden nicht halt!

Fachkräftemangel – Ekogiawe wird gebraucht

Die bayerische Landesregierung jault, dass nicht genug Pflegekräfte vorhanden sind und Krankenhäuser bayernweit Alarm schlagen, dass sie den Bedürfnissen der Patienten nicht gerecht werden. Jetzt fängt das Bundesland nun also damit an, genau die abzuschieben, die in dem Bereich arbeiten und zu einer Entlastung des Systems beitragen. Ministerpräsident Söder war Anfang Januar sogar in Albanien, um Pflegekräfte anzuwerben, obwohl in seinem eigenen Bundesland Menschen in der Ausbildung sind und arbeiten wollen.

Man könnte fast meinen, dass es bei dem ganzen gar nicht darum geht, dass Ekogiawe irgendwelche Bedingungen nicht erfüllt, sondern dass Abschiebungen einfach eine willkürliche Handlung der bayerischen Landesregierung sind und vor allem von einem Motiv geprägt: Rassismus.

Willkommenskultur

Spätestens jetzt wird sich die deutsche Öffentlichkeit damit auseinandersetzen müssen, dass ihr Märchen von der Bleibeperspektive für „gut integrierte“ Menschen eine Lüge ist. Man kann sich nicht mehr hinter der Ausrede verstecken, Abschiebungen würden doch nur Schwerverbrecher treffen und nicht etwa die Lebensgrundlage eines jungen Menschen auslöschen, der alle willkürlichen Bedingungen erfüllt und trotzdem nicht gut genug ist. Aber was heißt denn auseinandersetzen? Eigentlich reicht es ja, ein paar Tage still zu halten, ein paar Tage die Augen zu verschließen, und dann wird ein weiterer junger Mensch seinem Tod überlassen und unser bequemes Leben hier in Deutschland kann ohne unangenehme Störungen weitergehen.


Geschrieben von: Carla von Frieling

Carla von Frieling

Carla ist Aktivistin bei der Seebrücke und beschäftigt sich gerade mit Asyl- und Aufenthaltsrecht. Für REVOLTE schreibt sie über Seenotrettung, Bleiberecht und Rechtsradikalismus. Kontakt: @carla.vf auf Instagram