Skandal-Tweet von CSU-General: BRECHEN JETZT ALLE DÄMME?!

Foto von Martin Huber

In Niedersachsen mussten Abiturient*innen eine Rede der Klimaaktivistin Luisa Neubauer analysieren. Ein völlig normaler Vorgang. CSU-Generalsekretär Martin Huber regt sich trotzdem auf. Und offenbart damit eine schockierende Diskursverschiebung.

Jedes Jahr machen in Niedersachen über 25.000 Schüler*innen Abitur. Auch in diesem Jahr standen jetzt die Abiturprüfungen an.

Ein Thema in den Politik-Klausuren: EIN TEXT VON LUISA NEUBAUER!

Das veröffentlichte die bekannte Fridays for Future-Aktivistin sichtlich bewegt auf ihrem Instagram-Account: Leute, was??? In Niedersachsen wurde heute Politik-Abi geschrieben und es wurde einfach ein Essay von mir behandelt.”

Konkret ging es um Neubauers Essay „Nur weil die Richtigen regieren, wird nicht gleich richtig regiert“, das im Juni 2022 in der Zeit veröffentlicht wurde. Die Abiturient*innen sollten unter anderem ihre Aussagen zum Handeln der Regierung zusammenfassen und die Einflussmöglichkeiten von Bürger*innen, Vereinen, Parteien und sozialen Bewegungen ausgehend vom Text erläutern.

Eine klassische Abi-Aufgabe. Soweit so normal.

Denn in jedem Jahr werden auch tagesaktuelle Texte als Grundlage für Prüfungen verwendet. Ein Sprecher des niedersächsischen Bildungsministerium sagt: “Das ist alles andere als ungewöhnlich.”

Und: Kein*e Abiturent*in musste den Neubauer-Text analysieren. Denn neben ihrem Gastbeitrag hat die zuständige Prüfungskommission zwei weitere Prüfungsvorschläge auf Abi-Niveau erarbeitet. Alle drei Vorschläge wurden dann den Lehrer*innen vorgelegt. Die entschieden sich dann jeweils auf Grundlage des eigenen Unterrichts, welche zwei Prüfungsvorschläge sie ihren Schüler*innen anbieten. Und die wiederum können sich in der Prüfung dann für einen Vorschlag, den sie bearbeiten, entscheiden.

Anstandslos: SO wird aus dem CSU-Generalsekretär ein Horror-Huber

Klingt alles nicht nach einem Thema für REVOLTE? Eigentlich richtig.

Doch dann meldete sich CSU-Generalsekretär Martin Huber auf Twitter zu Wort:

Dazu muss man wissen: Auch in Bayern werden Politiker*innen und Aktivist*innen in Abiprüfungen zitiert. Je nach Fach aktuelle und ehemalige. Im Geschichtsabi mussten bayrische Abiturient*innen so zum Beispiel noch 2018 eine HITLER-REDE zitieren!

KRITIK DER CSU DARAN? FEHLANZEIGE!

Und das war auch richtig. Denn in Abi-Fächern wie Deutsch, Geschichte und Politik braucht es solche Quellen, um Unterrichtsstoff abzufragen. Die Auswahl der Quellen ist dabei keine politische Bewertung – sonst hätte es ein Hitler-Text sicher nicht ins Abi geschafft.

Es geht darum, die bestmöglichen Prüfungen zu stellen und so wie die Schrecken der Nazi-Herrschaft natürlich zum Geschichtsunterricht gehören, gehören Aktivist*innen und außerparlamentarisches politisches Engagement zum Politikunterricht! 

Schüler*innen wissen das und können damit umgehen. Sie bilden sich ihre Meinung auch nicht auf Basis dessen, was sie im Abi als Analyse-Quelle bekommen. Wenn die CSU das ernsthaft glaubt, ist sie leichter zu manipulieren als jede*r Jugendliche.

Das Schlimme: Martin Hubert weiß das alles. Und der CSU-Generalsekretär weiß darum auch, dass ein Neubauer-Text in der Abiprüfung kein Skandal, sondern angemessen ist. Dass er sich trotzdem darüber echauffiert, zeugt von einer dramatischen Diskursverschiebung: Alles, was nicht mit der eigenen Meinung übereinstimmt, wird verächtlich gemacht. Auch wenn dabei alle demokratischen Maßstäbe verrutschen: 

“Neubauer – schlimm, Hitler – legitim?” DAS IST DOCH LÄCHERLICH! CS-Unwürdig!

Bildungsfeindlich.

Und gefährlich. Denn es zeugt von einer Verrohung der Demokratie, die eigentlich alle Demokrat*innen ablehnen sollten.


Geschrieben von: Technik Team

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