Vonovia vor Pleite: Politik muss JETZT reagieren

Bild von der Vonovia-Zentrale, dazu Text: Vonovia vor Pleite?!

Der Wohnungskonzern Vonovia steckt in der Krise. Managementfehler belasten das Unternehmen sehr, ein Milliardenverlust droht. Die Firmenbosse planen, die Mieter*innen dafür bluten zu lassen. Das darf der Staat nicht zulassen.

Vonovia steckt aufgrund sinkender Immobilienpreise und der hohen Inflation in der Krise. In den ersten drei Monaten des Jahres sank der Gewinn aus dem operativen Geschäft um 17,8 Prozent auf 462,6 Millionen Euro. Das Problem: Das reicht bei Weitem nicht, um den Wertverlust des Immobilienvermögens wettzumachen. Unter dem Strich steht deshalb ein MINUS VON ÜBER ZWEI MILLIARDEN EURO! Seit 2022 hat die Vonovia-Aktie deswegen über 60% an Wert verloren.

Hinzu kommt: Neubauprojekte hat der Konzern derzeit auf Eis gelegt. Und: Auch die dringend benötigten Klima-Investitionen in energetische Sanierungen sollen dieses Jahr um 40% gekürzt werden. All das geht auf Kosten der Mieter*innen – und der Menschen, die aktuell dringend eine Wohnung suchen.

Vonovia-Mieter*innen drohen Mieterhöhungen

Denn: Expert*innen erwarten, dass schon bald die Mieten angezogen werden, um von der existenziellen Krise des Konzerns zumindest ein bisschen ABLENKEN zu können. Bisher stiegen die Mieten bei Vonovia in den vergangenen fünf Jahren zwischen drei und vier Prozent. Jetzt droht ein PREIS-HAMMER!

Die private Wohnungswirtschaft ist nicht in der Lage, gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen. Weder bei der Schaffung von bezahlbaren Wohnraum, noch bei der Bewältigung der Klima-Krise im Wohnungsbereich. DER MARKT VERSAGT!

Das ist besonders bitter, weil Wohnen DIE SOZIALE FRAGE unserer Zeit ist. Denn jeder Mensch braucht Wohnraum. Marktversagen beim Kern der öffentlichen Daseinsvorsorge geht gar nicht. Dürfen wir nicht länger hinnehmen!

Schon Anfang des Jahres forderte die Bau-Gewerkschaft IG BAU deswegen eine Staatsbeteiligung am Wohnungsriesen. Der stellvertretende IG BAU-Vorsitzende Harald Schaum kritisierte damals: “Genau in der Zeit, in der Kriegsflüchtlinge kommen und die Schlangen bei Wohnungs­besichtigungen immer länger werden, zeigt Vonovia die kalte Kommerz­schulter.

Vielfältige Diskussion über Alternativen

Der Vorschlag der IG BAU konkret: 25% plus eine Aktie soll der Staat erwerben und sich so eine Sperrminorität sichern, womit er Neubau-Moratorien in Zukunft verhindern könnte. Bau-Gewerkschafter Schaum: “Der Staat würde damit deutlich machen, dass er sich – nach vielen Privatisierungen – auf dem Wohnungs­markt wieder einmischt.”

Dem Berliner Bündnis Deutsche Wohnen und Co. enteignen geht dieser Vorschlag nicht weit genug. Sie fordern weiterhin die Umsetzung des Volksentscheids, bei dem 2021 knapp 60% der Berliner Wähler*innen für die Überführung von Deutsche Wohnen und Vonovia in eine gemeinnützige und öffentlich-rechtliche Wohngenossenschaft gefordert hatten. Unterstützung bekommen sie vom Berliner Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und von Fridays for Future. Auch eine verfassungsrechtliche Expert*innenkommission hatte dabei zuletzt bestätigt, dass eine Enteignung mit dem Grundgesetz vereinbar wäre.

Doch auch die Diskussion um eine Vonovia-Verstaatlichung hat mit der Kurs-Krise vor der anstehenden Hauptversammlung des geschrumpften Immobilienriesens neuen Schwung bekommen. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Niema Movassat (Die LINKE) schreibt auf Twitter: “Der Konzern ist zum Ramschpreis zu haben. Die Bundesregierung sollte zuschlagen und auf einen Schlag einen massiven Beitrag zu bezahlbaren Wohnraum schaffen.”

Und weiter: “Der Staat muss endlich ein relevanter, großer Player auf dem Wohnungsmarkt werden. Nur dadurch kann er der Mietpreisentwicklung entgegenwirken. Aktive Wohnungspolitik bedeutet auch staatliche Wohnungspolitik.”

Ein weiterer Vorschlag: Der Vonovia-Konzern könnte zerschlagen und der Wohnungsbestand an die jeweiligen Landeswohnungsbaugesellschaften übergeben werden. Das Problem: Nicht in allen Bundesländern gibt es öffentliche Wohnungsbauunternehmen und nicht alle Landesregierungen haben sich dem sozialen Wohnungsbau verschrieben.

Das System Vonovia hat versagt

VERSTAATLICHUNG, VERGESELLSCHAFTUNG als öffentlich-rechtliches Unternehmen oder ZERSCHLAGUNG und Aufteilung an Landeswohnungsbaugesellschaften – Fest steht: BEI VONOVIA MUSS SICH ETWAS ÄNDERN! Öffentliche Verantwortung statt Marktversagen lautet die Devise.

Denn eigentlich wollte Deutschland jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen bauen – und viele davon sollte Vonovia liefern. Doch das Unternehmen kann das nicht. Auch beim Erreichen der Klimaziele bremst der Konzern zunehmend.

Stattdessen deutet sich an, dass Vonovia seine Firmenpolitik gegen Mieter*inneninteressen wieder einmal radikalisieren könnte: Mieterhöhungen während Rekord-Inflation – DAS IST UNVERANTWORTLICH! Bei gesellschaftlichen Aufgaben kann der Markt nicht liefern. Zumindest nicht verlässlich. Für Vonovia braucht es darum einen neuen Weg. Die Politik ist in der Verantwortung, Wohnen als existenzieller Bestandteil öffentlicher Daseinsvorsorge aktiv auszugestalten.

Der Berliner Volksentscheid schlägt vor, gemeinnützige, öffentlich-rechtlich-organisierte Wohngenossenschaften zu gründen. Bundesbauministerium und IG Bau schlagen eine Staatsbeteiligung vor. Und beide haben Recht.

Kombiniert man beide Ideen, stellt man sicher, dass durch Staatsbeteiligung gesamtgesellschaftlich geregelt wird, dass die politische Richtung der Wohnungsbaukonzerne stimmt, zum Beispiel in puncto Neubau-Offensive und klimafreundlichem Bauen. Und öffentlich-rechtliche Wohnungsgenossenschaften sichern eine Verankerung vor Ort und ein vielfältiges und solidarisch zusammengesetztes Mieter*innen-Portfolio.

Also: Die richtigen Reform-Ideen für Vonovia liegen auf dem Tisch. Wird Zeit, dass die Politik sie mutig umsetzt!


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team