10 Stunden täglich schuften: CSU denkt sich schlechteste Ausbeutungs-Ausrede ever aus

Seit über 100 Jahren gilt in Deutschland der Acht-Stunden-Tag, das heißt, die Regelarbeitszeit am Tag soll acht Stunden nicht überschreiten. Und es gilt noch eine zweite Arbeitszeitbegrenzung: Mehr als zehn Stunden Lohnarbeit am Tag sind verboten. Das will die CSU jetzt ändern, mit schockierend absurder Begründung.

Bayern will sich für flexiblere Arbeitszeiten einsetzen und eine tägliche Arbeitszeit von mehr als zehn Stunden ermöglichen. Eine vertraglich vereinbarte Wochenarbeitszeit von 30 Stunden könnte dann theoretisch auch auf zwei Tage verteilt werden. Zwei Tage, an denen – mit Pausen – von 8 bis Mitternacht geschuftet wird.

WIE DIE CSU ARBEITSSCHUTZ AUSHÖHLEN WILL

Ein Argument für den “Reformvorschlag”: Der Fachkräftemangel. Beispielsweise in Tourismus, Gastronomie und Bau finden bayrische Unternehmen kaum noch Mitarbeiter*innen. Da wäre es doch praktisch, wenn man die, die doch noch zu finden sind, nahezu rund um die Uhr ausbeuten kann, oder?

Das zweite, öffentlich deutlich häufiger vorgebrachte Argument, passt in den Argumentationsstrang allerdings mal so gar nicht: Längere Arbeitszeiten würden, so die bayrische Landesregierung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. KEIN WITZ: BAYERN ARBEITSMINISTERIN ULRIKE SCHARF (CSU) GLAUBT, DASS KINDERBETREUUNG NACH 12 STUNDEN MALOCHE AUF DEM BAU ATTRAKTIVER WÄRE ALS HEUTE.

CSU-VORSCHLAG BEDROHT DIE GESUNDHEIT VON ARBEITNEHMER*INNEN

Aha.

Immerhin wissen wir jetzt, dass kreative Ideen nicht automatisch gute Ideen sein müssen.

Denn gegen den CSU-Vorstoß gibt es zuallererst erhebliche medizinische Bedenken. Immer wieder warnen Arbeitsmediziner*innen, dass schon nach sechs Stunden die Konzentration nachlässt. Nicht umsonst besteht dann eine gesetzliche Pausen-Pflicht. Und: Zehn-Stunden-Schichten fördern schon heute Burn out- und andere Stress-bedingte Erkrankungen. BAYERNS REGIERUNG WILL BESCHÄFTIGTE DAMIT KRANK MACHEN!

UNION MACHT POLITIK FÜR DEN FACHKRÄFTEMANGEL

Und auch der DGB widerspricht Ulrike Scharf. Auf Twitter schreibt er: Was gegen Fachkräftemangel hilft: Gute Löhne durch Tarifvertrag, gute Arbeitsbedingungen, Weiterbildung, Kinderbetreuung ausbauen. Was nicht gegen Fachkräftemangel hilft: Überlange Arbeitstage von 10 Stunden Plus.”

Der DGB hat Recht.

Mehr noch: In der aktuellen Situation, in der die Union erst weite Teile der Bürgergeld-Reform blockiert, und damit unter anderem den Rechtsanspruch auf Weiterbildung und Qualifizierung für Langzeitarbeitslose abgeschwächt hat, und nun auch gegen das Chancenaufenthaltsrecht sowie die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts (REVOLTE berichtete) gestimmt hat, ist der Bayern-Vorschlag PURER ZYNISMUS.

BESCHÄFTIGTE SOLLEN DIE ZECHE FÜR ARMENHASS UND RASSISMUS VON CDU UND CSU ZAHLEN – Das ist keine Politik, das ist eine Unverschämtheit.


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team