Gewerkschaft fordert 4-Tage-Woche! Gut für Gesundheit, wichtig gegen Fachkräftemangel

Bild von einem Stahlarbeiter, dazu der Text: 4-Tage-Woche gut für Gesundheit, wichtig gegen Fachkräftemangel

Noch dauert es einige Monate, bis in der nordwestdeutschen Stahlindustrie über einen neuen Tarifevertrag verhandelt wird. Doch schon heute hat die IG Metall ihre erste Forderungen aufgestellt: Die Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf vier Tage – 32 statt wie bisher 35 Stunden.

Die Argumente für die Arbeitszeitverkürzung – natürlich bei vollem Lohnausgleich, also ohne, dass die Beschäftigten anteilig weniger verdienen – liegen auf der Hand: Die Branche wird attraktiver, die Gesundheit der Mitarbeitenden geschützt und Beruf und Familie können leichter vereinbart werden. Wichtig, damit auch mehr Frauen erwerbstätig werden können. Was unvermeidbar im Kampf gegen den Fachkräftemangel ist.

All das zeigt auch eine Studie aus Großbritannien, über die REVOLTE schon im Februar berichtet hat. Dort kürzten insgesamt 61 Unternehmen die Arbeitswoche um einen Tag. Begleitet wurde der Versuch von der renommierten Universität Camebridge.

Camebridge-Studie unterstützt Gewerkschaft: Von der 4-Tage-Woche profitieren alle

Die Umsetzung: Unterschiedlich. Manche Firmen strichen den Montag, andere ließen ihre Mitarbeitende freitags zu Hause bleiben und bei einer dritten Gruppe bekamen die Beschäftigten einen rotierenden dritten freien Tag pro Woche.

Das Ergebnis: Eindeutig. “Bei den Beschäftigten konnten wir feststellen, dass die Zahl der Fehltage deutlich zurückgegangen ist”, sagt Will Stronge, der wissenschaftliche Leiter der Studie. Insgesamt beobachteter ein Minus von 65 Prozent. Außerdem seien die Arbeitnehmer*innen ausgeruhter, die Studie zeigt einen Rückgang von Schlafproblemen um 40 Prozent, und arbeiteten deswegen effektiver. Auch die Lebensqualität der Beschäftigten stieg durch die 4-Tage-Woche an: 70 Prozent der befragten berichteten von spürbaren Verbesserungen ihrer Work-Life-Balance. “Wir beobachten eine große Zufriedenheit bei den Beschäftigten”, berichtet Studien-Chef Stronge. Auch die Zahl der Kündigungen ging in den teilnehmenden Unternehmen um 67 Prozent zurück.

Alles in allem: EIN VOLLER ERFOLG!

Übrigens auch für Unternehmen und Volkswirtschaft, sagt Wissenschaftler Will Stronge: Im Vereinigten Königreich wie in vielen anderen Ländern auch erleben wir eine Epidemie der psychischen Krankheiten. Stress, Angstzustände, Depressionen – Ohne 4-Tage-Woche verlieren wir deswegen viele Millionen Arbeitstage.”

Die teilnehmenden Firmen konnten darüber hinaus auch ihren Umsatz steigern. Kein Wunder, dass die beteiligten Firmen deswegen an der 4-Tage-Woche festhalten wollen: 56 der 61 Firmen werden die 4-Tage-Woche über die Studie hinaus beibehalten, teilten sie mit.

Trotz eindeutigen Vorteilen: Wirtschaftsbosse reagieren zurückhaltend

Es spricht also alles für die Einführung der 4-Tage-Woche. ODER?

Eigentlich schon. Trotzdem sind die Arbeitgebenden skeptisch. Typisch, sperren sie sich doch fast immer bei sozialpolitischen Vorhaben, unabhängig davon, ob sie nachher nicht auch selbst von ihnen profitieren werden.

In der Industrie warnen sie vor allem davor, dass die Umstellung auf eine 4-Tage-Woche nur schwer umzusetzen sei. Und das stimmt. Trotzdem ist es möglich. Und die IG Metall will den Arbeitgebenden sogar längere Umstellungszeiten vertraglich zusichern. Ein verantwortungsvoller Vorschlag, jetzt müssen die Arbeitgebenden nur noch den Mut haben, mitzumachen, die Gesundheit ihrer Beschäftigten zu verbessern und sich als Unternehmen für Fachkräfte attraktiver zu machen.

Fakt ist: Die IG Metall hat die 4-Tage-Woche heute mitten rein geholt in die politische Debatte. Zuerst für die Stahlindustrie, doch damit perspektivisch für alle Branchen. Damit die Umsetzung gelingt hofft die IG Metall auf Mitgliederzuwachs, denn je mehr Beschäftigte sich organisieren, desto größer ist die Wirkmächtigkeit der Gewerkschaften.

Aber auch die Politik kann mitmischen: Die letzte Reform des Arbeitszeitgesetzes ist über 10 Jahre her, die nächste ohnehin für dieses Jahr geplant. Eine 4-Tage-Woche per Gesetz wäre möglich. Die Jusos, Jugendorganisation der Partei von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), fordern sie übrigens bereits.


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team