Was in Österreich längst Realität ist, könnte bald auch bei uns gelten: Staatlich-finanzierte Bildungszeit für Arbeitnehmer*innen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat eine entsprechende Initiative angekündigt. REVOLTE kennt die Hintergründe.

In Österreich können Arbeitnehmer*innen bis zu ein Jahr mit dem Job pausieren, um sich beruflich weiterzubilden. Alternativ können sie zwei Jahre lang in Teilzeit arbeiten und die Weiterbildung so über einen längeren Zeitraum strecken. Der Staat kommt in dieser Zeit für den Lebensunterhalt der Beschäftigten auf.

Bildungszeit – Das ist aus zwei Gründen richtig gut:

Zum einen weil sich die Arbeitswelt wegen erheblicher Transformationsprozesse (Stichworte: Digitalisierung und Klimaneutralität) gerade dramatisch verändert und Weiterbildungen gerade deswegen auch den grassierenden Fachkräftemangel ausbremsen könnten.

Bildung bislang ungerecht verteilt

Und zum anderen weil eine solche Bildungszeit auch den Beschäftigten Zeit für Bildung organisiert, die nicht genug verdienen, um ins selbst-finanzierte Sabbatical gehen können.

Die alleinerziehende Mutter beispielsweise kann sich heute kaum Zeit für Bildung leisten, sondern ist zu prekärer Arbeit gezwungen. Und so geht es vielen. Gerade in Deutschland ist das Aufstiegsversprechen oft zur Phrase verkommen, nur fair-verteilter Zugang zu Aus- und Weiterbildung kann das verändern.

Darum will Deutschland die Bildungszeit jetzt endlich auch einführen. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will dafür in den nächsten Wochen ein “Weiterbildungsgesetz” ins Kabinett bringen.

Weiterbildungsgesetz muss Anreize schaffen

Die genaue Ausgestaltung: noch unklar.

Aber klar muss sein: Wer das Weiterbildungsgesetz nutzt, muss davon auch profitieren können. Heißt: Gerade Arbeitnehmer*innen mit kleinen oder mittleren Einkommen dürfen finanziell nicht schlechter gestellt werden, wenn sie in Bildungszeit gehen. Im Gegenteil. 

Und: Beschäftigte müssen einen Anspruch auf Bildungszeit haben. Was gar nicht ginge wäre ein Veto-Recht für Arbeitgeber!

Bildung ist der Schlüssel zu einem guten Leben. Das ist klar. Doch Bildungschancen sind in Deutschland krass ungerecht verteilt. Das Weiterbildungsgesetz kann das ändern.

Also, auf zur Umsetzung, Herr Minister!