Komm ran, Fachkraft! Bundesregierung beschließt Fachkräfteeinwanderungsgesetz

Bild von Hubertus Heil und Nancy Faeser, dazu der Text: Komm ran, Fachkraft! Bundesregierung beschließt Fachkräfteeinwanderungsgesetz

In Deutschland schreitet ein Fachkräftemangel voran. Überall geht der Nachwuchs aus und immer mehr Menschen gehen in Rente. Die Bundesregierung will darum die Einwanderung von Fachkräften erleichtern.

Fast 2 Millionen offene Stellen: So viele Jobs wie noch nie waren im Jahr 2022 in Deutschland unbesetzt. Trotz Corona-Flaute auf dem Arbeitsmarkt.

Und Fachkräfte fehlen nahezu überall: In der Industrie und im Handwerk ebenso wie in Dienstleistungs-Berufen, wie Pflege, Erziehung oder Müllwerk, in der IT und in der Verwaltung.

Für den Wohlstand in Deutschland ist das eine echte Gefahr. Klar, denn wenn Arbeit nicht mehr erledigt werden kann, wandert Produktion ab, können Dienstleistungen nicht mehr angeboten werden.

Vielfältige Maßnahmen gegen den Fachkräftemandel werden gebraucht

Höchste Zeit gegenzusteuern! Dafür hat die Bundesregierung auf Vorschlag von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gestern eine Ausbildungsplatzgarantie auf den Weg gebracht. Jeder junge Mensch bekommt so die Möglichkeit eine anerkannte Ausbildung zu machen und damit durchzustarten.

Aber das reicht nicht! Neben mehr Ausbildung braucht es auch mehr Berufstätigkeit insbesondere bei Frauen, die bislang oft durchs Raster fallen. Dafür muss sich die Arbeitswelt verändern, REVOLTE berichtete zuletzt, wie zum Beispiel die Einführung einer 4-Tage-Woche erhebliche Potenziale freisetzen könnte. Aber auch die Potenziale von Inklusion am Arbeitsplatz müssen endlich richtig genutzt werden, auch hierüber berichtete REVOLTE.

Doch es gibt noch ein weiteres Schwert im Kampf gegen Fachkräftemangel. Eines, das rechte politische Kräfte gerne weiter verdrängt hätten. Aber nicht mit Hubertus Heil! Denn gemeinsam mit Innenministerin Nancy Faeser (auch SPD) brauchte der gestern auch ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf den Weg.

Sorry, Rechte, aber um den Fachkräftemangel zu stoppen, braucht es Menschenrechte, keine rechten Menschen!

Ausgelernte, Akademiker*innen und Berufserfahrene können jetzt leichter nach Deutschland kommen

Und darum geht es: Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz schafft neue Möglichkeiten, nach Deutschland einzureisen, um hier erwerbstätig zu sein oder eine Ausbildung zu absolvieren. Das ist wichtig: Nicht nur Akademiker*innen sollen zukünftig zum Arbeiten nach Deutschland kommen können, sondern auch junge Menschen, die hier in einer qualifizierenden Berufsausbildung die beste Perspektive für ihre Zukunft sehen.

Akademiker*innen aus Nicht-EU-Staaten sollen darüber hinaus künftig ohne weitere bürokratische Hürde eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland bekommen und hier einer Beschäftigung nachgehen können. Zudem soll es noch attraktiver werden, für eine Berufsausbildung oder ein Studium nach Deutschland zu kommen und hier zu bleiben.

Aber auch Menschen mit Berufserfahrung können vom Fachkräfteeinwanderungsgesetz profitieren: Wer einen Ausbildungsabschluss hat, unabhängig davon, ob der Beruf in Deutschland anerkannt wird oder nicht, und zwei Jahre Berufserfahrung vorweisen kann, darf ebenfalls zum Arbeiten nach Deutschland ziehen. Bedingung: Der oder die neue Arbeitgebende muss tarifgebunden sein. Wichtig, damit Zuwanderer*innen nicht zum Lohndumping missbraucht werden. Auch der Fall des Arztes Emmanuel Keson, über den REVOLTE im letzten Jahr berichtete, könnte sich damit nicht wiederholen.

Und: Wer seinen Berufsabschluss in Deutschland anerkennen lassen will, kann das künftig auch erst nach der Einreise nach Deutschland tun. Dafür müssen sich Fachkräfte und Arbeitgebende zu einer Anerkennungspartnerschaft verpflichten. Das spart Zeit und Bürokratie und gibt beiden Seiten Sicherheit.

Perspektiven schaffen – das gehört in den Fokus

Neu eingeführt wird zudem eine Chancenkarte zur Arbeitssuche, die auf einem Punktesystem basiert. Zu den Auswahlkriterien gehören Qualifikation, Deutsch- und Englischkenntnisse, Berufserfahrung, Deutschlandbezug, Alter und mitziehende*r Lebenspartner*in.

Mit der Chancenkarte wird die Suche nach einem Arbeitsplatz deutlich erleichtert. Schon während der Arbeitsplatzsuche ist eine Beschäftigung im Umfang von bis zu zwanzig Wochenstunden erlaubt, auch die Probebeschäftigung bei einem zukünftigen Arbeitgebenden für bis zu zwei Wochen. In besonders vom Fachkräftemangel betroffenen Branchen können zudem zusätzliche Kontingente vergeben werden, wenn die entsprechenden Unternehmen wiederum tarifgebunden sind.

Gut ist, dass so mehr Menschen frei werden in ihren Migrationsentscheidungen. DOCH MENSCHEN NACH DEUTSCHLAND HOLEN REICHT NICHT, ES GEHT AUCH UM INKLUSION! Und da steht die Bundesregierung auch aus Furcht vor konservativer Kritik auf der Bremse.

Eigentlich hatte die Ampel längst versprochen, auch das Staatsbürgerschaftsrecht zu modernisieren. Dabei soll unter anderem ein Doppelpass, also eine doppelte Staatsbürger*innenschaft, leichter zu bekommen sein. Eine Einbürgerung für zugewanderte Menschen sollte schon nach fünf statt wie bisher nach acht Jahren möglich werden. Und auch Kinder, deren Eltern seit fünf Jahren legal in Deutschland leben, sollen zukünftig den deutschen Pass bekommen.

Diese Reform wäre GERADE JETZT richtig wichtig. Denn sie würden den Menschen, auf die WIR angewiesen sind, um UNSEREN WOHLSTAND zu sichern, zeigen, dass wir sie auch als Menschen willkommen heißen und nicht nur als Arbeitskräfte.

Und darum muss es uns doch gehen. Alles andere wäre nämlich ganz schön unwürdig.


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team