Journalismus – von allen für alle

Das Bild zeigt eine Schreibmaschine. In ihr liegt ein Blatt Papier, auf dem "News" steht. Der Titel ist "Journalismus - von allen für alle. Ein Jahr Journalismus- und Demokratieförderung"

Foto von Markus Winkler auf Unsplash

Mit Fördergeldern des Europäischen Solidaritätskorps hat das Team von REVOLTE Online ein einjähriges Projekt zur Förderung von linkem Journalismus in Deutschland durchgeführt.

Das Projektziel

136 Teilnehmer*innen, 15 Workshops, 25 Texte und drei Reels: Das sind die Ergebnisse nach einem Jahr “Revolte Online – Journalismus- und Medienkompetenzförderung”.

Revolte gab es aber schon davor: 2022 haben wir, fünf junge, politisch aktive Menschen, das Online-Magazin REVOLTE Online als eine Organisation für linke Medienschaffende gegründet. Wir wollten möglichst vielen Menschen ermöglichen, die deutsche Medienlandschaft mitzugestalten, weil wir denken, dass dies für demokratische Teilhabe wichtig ist. Denn der Zugang zum Journalismus ist in Deutschland immer noch stark eingeschränkt für Nichtakademiker*innen und Menschen ohne Kontakte. Das spiegelt sich auch darin wieder, welche Geschichten gehört werden und welche nicht.

Unser Problem, wie so oft: Wir hatten kein Geld. Durch die Finanzierung des Europäischen Solidaritätskorps konnten wir dann tatsächlich tun, was sehr wichtig war: Die Autor*innen und Medienschaffenden endlich für ihre Texte bezahlen und dazu noch Workshops anbieten, wo Menschen ohne Vorerfahrung die Grundlagen des journalistischen Handwerks lernen.

Von Juli 2024 bis September 2025 haben wir politisch interessierten Menschen wie uns, die noch keine Erfahrung mit journalistischer Arbeit hatten und denen ehrenamtliche politische Arbeit außerhalb des Berufs oder Studiums nicht immer möglich ist, Zugang zu kostenfreien Workshops zu Journalismus und Social Media angeboten und eine Plattform gegeben, um ihre Arbeiten zu teilen. 

Die Workshops 

In der ersten Hälfte des Projektzeitraums haben wir uns auf die Wissensvermittlung konzentriert. Neun professionelle Medienschaffende haben Workshops angeboten und waren dabei bereit, für weniger Geld als branchenüblich, ihr Wissen mit unseren Teilnehmer*innen zu teilen. 

Dabei waren etwa die Journalistin und Aktivistin Daniela Sepehri, der Autor und Journalist Benjamin Knödler (Freitag), der Videojournalist Tim Lüddemann (taz, nd) und die Podcasterin Aylin Celik (Bühnengeschichten). Sie haben Workshops angeboten zu den Themen Texte für Online schreiben, Mobilisieren mit Social Media und Mobile Reporting. Daneben haben wir selbst Workshops gehalten, in denen wir den Teilnehmer*innen einen Überblick über unsere Produktionsprozesse bei Revolte Online gegeben und die wichtigsten Punkte zum Urheberrecht, dem Umgang mit WordPress und Bildbearbeitung mit Canva erklärt haben. Damit kommen wir auf insgesamt 15 Workshops mit durchschnittlich je 5-13 Teilnehmer*innen. Auf Nachfrage der Teilnehmenden haben wir Teilnahmezertifikate ausgestellt. 

Die Teilnehmer*innen

Wir haben unsere Teilnehmer*innen über Instagram, in linken Telegram-Gruppen und Emails an unterschiedliche gemeinnützige Organisationen angeworben. So haben wir insgesamt 136 Menschen (Stand: 22. Juni 2025) für das Projekt gewonnen.

Das Durchschnittsalter der Angemeldeten lag bei knapp 29 Jahren, die älteste Person war 51 Jahre alt und die jüngste Person 17. Besonderheiten der Gruppe waren, dass ein Großteil (70 %) weiblich war und insgesamt ein sehr hohes Bildungsniveau hatte, 62 % der Teilnehmenden hatten bereits einen Universitätsabschluss, 21 % hatten Abitur. Nur 10 % hatten eine abgeschlossene Ausbildung oder einen Realschulabschluss. 

Wir haben vor allem Menschen aus Berlin erreicht. Das war mit 46 % das am häufigsten vertretene Bundesland, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit knapp 13 %. Ostdeutsche Bundesländer wie Thüringen und Brandenburg waren jeweils mit einer Person vertreten (also weniger als 1 %) und Sachsen mit 5 Personen (3,7 %). 

Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass wir mehr Menschen ohne einen akademischen Bildungsabschluss, mehr Menschen aus ländlichen Bereichen und vor allem mehr Menschen aus Ostdeutschland erreicht hätten. Unsere Teilnehmenden waren aber in anderer Hinsicht divers: Von den 58 Teilnehmenden, die sich neben Workshops auch für das Veröffentlichen von Content beworben hatten, gaben fast die Hälfte an, dass sie in ihrem Leben Benachteiligungen wie Armut, Diskriminierung, Sexismus oder Rassismus erfahren haben. Über 60 % von ihnen gaben an, dass sie sich ehrenamtliche Arbeit ohne eine Aufwandsentschädigung nicht leisten könnten. 

Die Inhalte

In der zweiten Hälfte des Projekts fanden weniger Workshops statt, dafür hatten die Angemeldeten aber die Möglichkeit, das Erlernte anzuwenden und Texte, Podcasts und Reels zu ihren politischen Themen zu verfassen. Dabei haben wir sie bei der Erstellung von Pitches und Entwürfen begleitet und mit professioneller Hilfe ihre Texte lektoriert. So haben wir sie einerseits für die Konzeption journalistischer Inhalte vorbereitet und andererseits befähigt, die erlernten Kenntnisse über das Projekt hinaus für ihren weiteren Berufsweg zu nutzen. 

Anschließend konnten interessierte Teilnehmende innerhalb einer Kooperation mit dem Magazin Reversed Magazine Texte und Reels bei einem anderen Medium veröffentlichen. Insgesamt haben wir mit den Teilnehmenden 25 Texte, 3 Instagram-Reels und einen Podcast-Beitrag auf Spotify veröffentlicht (Stand: 18.10.2025). 

Die Zukunft von REVOLTE Online ist ungewiss. Alle, die interessiert sind bei REVOLTE Online entweder als Organisator*innen oder Autor*innen mitzuwirken, können sich gerne wie bisher über die Email-Adresse redaktion@revolte.online melden. 

Wir danken allen Workshop-Leiter*innen, und insbesondere Ulrike, die uns als Coach begleitet hat, für ihre Unterstützung bei der Umsetzung des Projekts.

 


Geschrieben von: Amy Amoakuh

Amy beschäftigt sich neben Sprachwissenschaft auch mit Sozialpolitik und Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Fragen, Anmerkungen oder Kommentare bitte an @a_amoakuh auf Twitter.