Die Bilanz der Silvesternacht 2025 lässt wenig Raum für Freude: mindestens fünf Todesfälle, zahlreiche Verletzte, darunter Kinder, erhebliche Schäden an Mensch, Tier und Umwelt.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verzeichnet eine große Resonanz auf ihre Petition gegen privates Feuerwerk: Hunderttausende Menschen haben auf der Petitionsplattform innn.it bereits unterschrieben. Doch die Erfahrung zeigt, dass die Empörung fast so schnell verhallt wie das Knallen der Raketen. Die Kosten, die durch diese Silvesternacht entstanden sind, übersteigen den Wert des kurzzeitigen Vergnügens bei weitem. Neben den Millionen Euro, die in Form von Feuerwerkskörpern in die Luft gejagt wurden, fielen immense Ausgaben für Rettungsdienste, Polizeieinsätze und Sachschäden an. Allein ein durch Feuerwerk ausgelöster Brand in Enzklösterle in Baden-Württemberg richtete einen Schaden von rund 200.000 Euro an.
Gleichzeitig mussten Kliniken, wie das Unfallkrankenhaus Berlin, zahlreiche Verletzte behandeln – darunter Menschen, die durch illegale Feuerwerkskörper teils schwerste Verletzungen erlitten. Besonders erschütternd ist der Fall eines siebenjährigen Jungen in Berlin-Tegel, der nach Angaben der Bild-Zeitung durch eine absichtlich in eine Menschenmenge geworfene Kugelbombe lebensgefährlich verletzt wurde.
Leid für Mensch, Tier und Umwelt – Weckruf für Politik und Gesellschaft?
Die Verletzungen durch unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerk und illegal eingeführte Feuerwerkskörper, beispielsweise aus Polen oder Tschechien, sind erschreckend. Und nicht nur Menschen sind Leidtragende. Die Deutsche Umwelthilfe spricht von einer “Nacht des Grauens” für Tiere: Panik, Flucht und sogar durch Stress verursachte Todesfälle bei Haustieren sind an der Tagesordnung. Auch Wildtiere leiden massiv unter dem Lärm und den Lichtblitzen. Die Luftqualität wies in vielen Städten in der Silvesternacht erhöhte Feinstaubwerte auf, so besonders in Bayern. Gleichzeitig sammeln sich tonnenweise Plastik- und Papiermüll sowie Schadstoffe auf Straßen, Grünflächen und Gewässern.
Gewalt gegen Einsatzkräfte – Ein gesellschaftliches Alarmsignal
Besonders beunruhigend ist die zunehmende Gewalt gegen Rettungskräfte. Allein in Berlin wurden 13 Polizisten verletzt, einer davon schwer. Die Einsatzkräfte wurden mit Feuerwerkskörpern beschossen und an ihrer Arbeit gehindert. Diese Angriffe verdeutlichen ein tiefgehendes gesellschaftliches Problem, das weit über Silvester hinausreicht. Die Forderungen nach einem Verbot von privatem Feuerwerk werden immer lauter. Neben der Polizei unterstützen Umwelt- und Tierschutzorganisationen diese Initiative. Aber unter den Parteien besteht noch Uneinigkeit: Während Grüne und Linke sich für strengere Regulierungen und ein mögliches Verbot von privatem Feuerwerk aussprechen, lehnt die FDP ein generelles Verbot ab. Die SPD, insbesondere Bundesinnenministerin Nancy Faeser, fordert eine harte Bestrafung der Täter und unterstützt strengere Maßnahmen. Die CDU setzt hingegen auf Sensibilisierung und Aufklärung, möchte aber die Entscheidungsgewalt der Kommunen nicht einschränken.
Aufruf zu nachhaltigen Alternativen
Die Frage bleibt: Ist es das wirklich wert? Es ist an der Zeit, den Jahreswechsel nicht mehr mit Schall und Rauch zu feiern, sondern nachhaltige und gemeinschaftliche Alternativen zu suchen. Diese gibt es teilweise schon. In Frankreich herrscht zwar kein landesweites Feuerwerksverbot, jedoch untersagen viele Städte und Gemeinden den privaten Gebrauch von Feuerwerk. Stattdessen organisieren französische Gemeinden oft zentrale Feuerwerksshows. Die Insel Spiekeroog verzichtet fast vollständig auf Feuerwerk und bietet stattdessen einen Wiener Walzer um Mitternacht, Sylt, Langeoog und Amrum haben ähnliche Konzepte mit reduzierten Feuerwerksaktivitäten. Im Kaisergebirge (Tirol) in Orten wie Söll, Ellmau, Scheffau und Going wird seit 2020/21 auf Feuerwerk verzichtet. Stattdessen gibt es eine Flammenshow. Und auch ich persönlich erinnere mich an meinen schönsten Jahreswechsel –- irgendwo in der Nähe von Wien auf einem Hof, im Kreise netter Menschen an einem schönen Lagerfeuer.
Mein Fazit: Es ist nicht nur möglich, sondern auch notwendig, den Jahreswechsel festlich und eindrucksvoll zu begehen, ohne dabei die fatalen Auswirkungen des herkömmlichen Feuerwerks in Kauf nehmen zu müssen. Denn eines ist klar: So kann es nicht weitergehen. Die Bilanz der Silvesternacht 2025 mit zahlreichen Toten und Verletzten deutschlandweit unterstreicht die Notwendigkeit eines Umdenkens.