Kampagnengeilheit und Armenhass der Union schadet Deutschland.

Bürgergeld: respektlos; Klimaaktivist:innen: terroristisch; Politische Gegner: fertigmachen, im Zweifel auch illegal. Das ist der neue Ekel-Sound der Union.

Die Union schreit zur Zeit am lautesten. Sie schafft es auch die dümmsten Talkingpoints und Inhalte durchzudrücken. Ob Armenhass beim erzwungenen Bürgergeld “Kompromiss” oder der Versuch den Rechtsstaat auszuhebeln, um autoritäre Einknastung von Klimaaktiven zu erwirken.

Immer mehr Menschen vergleichen die Methoden der Union mit denen der größtenteils rechtsextremen Republikaner:innen der USA – so auch Politikwissenschaftler, Rechtsextremismusexperte und Ex-CDU-Mitglied Andreas Püttmann auf Twitter:

Lange laut online zu wenigen Themen und Framings empören, bis es ‘klassische Medien’ aufgreifen und sich zum nützlichen Idioten machen. Wichtig ist dabei, richtig anzuecken und so wilde Begriffe zu schmeißen, dass allein schon die Gegenreaktionen die eigene Kampagne relevant machen.

Im nächsten Schritt bedeutungsschwanger die selbst gesäten Berichte mit mächtigen Unions-Gesichtern aufgreifen und “das sagen, was die Öffentlichkeit fordert”.

Doch wie schafft das die Union und wie konnte es so weit kommen?

Schritt 1: Laschet von Merz-Gnaden

Seit dem Abtreten von Merkel, AKK und Laschet hat die Union jeglichen Anstand verloren. Es geht ihr nicht mehr um Inhalte. Es geht ihr um politische Landgewinne und dafür ist ihr jedes Mittel recht.

Als Armin Laschet im Wahlkampf die Ex-BILD- und -RTL-Chefin Tanit Koch zur Wahlkampfmanagerin machte, war schnell klar, wie der Wind im Kanzler:innen-Kampf ablaufen soll: Charakterzerstörung war die Strategie. 

Direkt zum Start tauchten auf einmal US-artige abstrus Vorwürfe gegen Bearbock auf. Gegen Scholz wurde wohl mit Unions-Funktionären in der Staatsanwaltschaft eine Durchsuchung inszeniert. Kurz vor der Wahl. Die Gegner:innen von Armin Laschet sollten vor allem menschlich und nicht inhaltlich bekämpft werden. 

Am Ende war Laschet wohl nicht skrupellos genug, um dem Sog des Rechtspopulismus vollends nachzugeben. Mit ihm war nicht genug Stress zu machen. Schon vor der Bundestagswahl wurde er intern demontiert.

Schritt 2: Merz Machtputsch

Manche sagen, die Mittelstands- und Wirtschaftsunion habe Laschet nur als Kanzlerkandidaten gestützt, um ihn als schwachen Vorsitzenden nach der Bundestagswahl mit Merz zu ersetzen. Beweisen lässt sich das wohl nie, doch nach diversen, auch öffentlichen Puzzleteilen, ist das sehr realistisch.

In jedem Fall ging es schnell, dass Söder und Merz intern wie öffentlich gegen Laschet stichelten. Söder öffentlich mit “Schlafwagen”-Vorwürfen gegen den Parteifreund und Merz in seinen peinlichen “Merz Mails”. 

Nach der Wahl ploppte die von Merz unterstützte Kampagnenagentur “The Republic” auf.

Noch vor der demütigenden Abservierung von Armin Laschet.

Schritt 3: Der Plan, steter Tropfen bricht den Gegner

Nun wird also in einem Bermuda-Dreieck aus Union, The Republic und Springerpresse leider geniale Kampagnenarbeit gemacht. Die einen sorgen im Netz für Trubel, die nächsten greifen es für brutalen Boulevard-Journalismus auf und die Unionsfunktionäre verwandeln dann wenig später die vorgelegten Traumvorlagen.

Mit dieser Architektur wurden schon zum Beispiel Atomkraft, Gewalt gegen Klimaaktivisten und Armenhass auf das Bürgergeld öffentlich richtig beliebt gemacht. Immer verbunden mit schärfsten Vorwürfen gegen den politischen Gegner, nicht selten mit ehrverletzenden Tiefschlägen.

Hauptsache der politische Gegner wird negativ behaftet und eigene Ideologie bleibt öffentlich als “gute Idee” kleben. 

Je mehr solcher Shitstorm-Kampagnen ihren Weg finden, desto mehr bröckeln die politischen Gegner unter dem Druck. So offensichtlich das Kalkül der Union und anderer strategisch kluger rechter Organisationen.

Diese niederträchtige Taktik schadet der Demokratie, unserer Gesellschaft und damit Deutschland ganz konkret. Aber erstmal ist die Union offensichtlich zu Macht- und Kampagnengeil, um das zu begreifen.


Geschrieben von: Maximilian Reimers

Maximilian Reimers