Von wegen Retter: Wie Galeria-Boss Benko seine eigenen Warenhäuser absichtlich zerstörte

Galeria Karstadt Kaufhof geht es nicht gut. Mal wieder. Nach Insolvenzen, Fusionen und Übernahmen hat das Unternehmen vergangenes Jahr erneut ein Schutzschirmverfahren eingeleitet. Über 50 Filialen sollen geschlossen werden. Einen freut das besonders: Firmeneigentümer René Benko.

52 der 129 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof sollen geschlossen werden, hunderte Mitarbeiter*innen, viele ältere und nicht wenige Ungelernte, verlieren ihre Jobs. Die meisten schon zum Juni diesen Jahres.

FÜR SIE IST DAS KARSTADT-AUS EIN SCHOCK! Nicht nur, weil es ihre Existenz bedroht, sondern auch, weil sie über Jahre für “ihre Warenhäuser” gekämpft haben. “Wir sind hier fast eine Familie”, sagt zum Beispiel eine Gelsenkirchener Galeria-Betriebsrätin.

Und dass sie das sagt, grenzt an ein Wunder. Denn der Weg, den die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof hinter sich haben, war der reinste ARBEITNEHMER*INNEN-HORROR: Insolvenzen, Übernahmen, Fusionen – All das standen die Mitarbeiter*innen durch, verzichteten auf Lohnerhöhungen und kloppten Überstunden.

Der Dank? DIE KÜNDIGUNG.

Aber der Reihe nach…

Vor 10 Jahren, also 2013, erwarb René Benko, ein wegen Schmiergeldzahlungen verurteilter österreichischer Immobilien-Spekulant, die traditionsreichen Warenhausketten Galeria Kaufhof und Karstadt.

Warum René Benko Galeria Karstadt Kaufhof seit dem ersten Tag vernichten will

Kritiker*innen warnten schon damals, dass es Benko, der keinerlei Erfahrungen außerhalb des Immobiliengeschäfts vorweisen konnte, gar nicht um die Warenhäuser gehe. Sondern um die Häuser, in denen sie untergebracht sind. Denn: Die Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof befinden sich allesamt in bester Innenstadtlage. Und die allermeisten gehören dem Unternehmen. Mit der Übernahme wurde Benko also nicht nur Besitzer der Warenhauskette, sondern auch von weiteren 1A-Immobilien.

Was Benko dafür zahlte? EINEN EURO! Mehr verlangte der Vorbesitzer nicht, weil Benko zusagte, in das Unternehmen zu investieren.

Mehr noch: Als Gegenleistung für sein Versprechen, sich um die Warenhäuser zu kümmern und zu versuchen, Arbeitsplätze zu erhalten, erhielt René Benko auch staatliche Hilfsgelder. Mehrere Hundertmillionen Euro flossen in den letzten Jahren in Galeria Karstadt Kaufhof. Benko selbst stellte später auch Investitionsmittel bereit, investierte aber erheblich weniger!

Wie der “Retter” den Untergang herbeigeführt hat

Stattdessen trennte er innerhalb seines Unternehmensverbundes die Warenhäuser von den Immobilien. Heißt: Er machte die Galeria Karstadt Kaufhof Filialen zu Mieter*innen in ihren vormals eigenen Häusern.

Und er erhöhte die Mieten. 

Immer wieder. 

Beobachter*innen sind sich einig, dass auch Benkos Mieterhöhungen – neben dem Erstarken des Onlinehandels und der generellen Schwächung der Innenstädte – zum aktuellen Schutzschirmverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof geführt haben dürften.

BENKO HAT DIE WARENHÄUSER AUS IHREN IMMOBILIEN RAUS GENTRIFIZIERT! In der Folge muss er jetzt zwar im Rahmen des Schutzschirmverfahrens auf ausstehende Mietzahlungen seiner Warenhäuser verzichten, dafür kann er 50 Häuser in Innenstädten von Essen bis München nun anders, lukrativer vermieten. Also mehr Kohle machen.

Die treuen Mitarbeiter*innen, die wegen seiner Profit-Gier den Job verlieren? SIND IHM EGAL!

Es dürfte nicht der letzte Benko-Trick gewesen sein. Viel spricht dafür, dass es dem Österreicher langfristig darum geht, alle Galeria-Immobilien erst leerzuziehen und dann lukrativer nutzen zu können. Bedroht sind also die verbleibenden 77 Filialen mit wiederum vielen hundert Beschäftigten.

Und die Politik? DIE HAT VERSAGT! Selbst Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), einst großer Befürworter des Benko-Einstiegs, zeigte sich vom vermeintlichen Helfer “enttäuscht”. Tenor der Politiker*innen-Statements: Man frage sich, ob Benko jemals eine ehrliche Rettungsabsicht gehabt habe…

Fall Benko darf sich nicht wiederholen

Klar ist: Ein Fall Benko darf sich nicht wiederholen! Denn hier wurden hunderte Millionen Euro nicht in Arbeitsplatzsicherung von prekär Beschäftigten, sondern in den Vermögensaufbau eines Superreichen investiert.

Dabei hätte es durchaus Rettungsperspektiven für Galeria Karstadt Kaufhof als Warenhaus-Konzern gegeben. Die zentrale Lage in vielen deutschen Innenstädten hätte zum Beispiel das Potenzial für ein “same hour delivery”-Modell geboten, das selbst gegen Amazon konkurrenzfähig gewesen wäre.

Cafes und Veranstaltungsräume in den Warenhäusern hätten deren Attraktivität steigern können – vor Jahren moderierte schon Mal Thomas Gottschalk Modenschauen in Karstadt-Häusern – und damit auch die Innenstädte wieder aufgewertet. DAS wäre anders als das Benko-Investment tatsächlich im öffentlichen Interesse gewesen.

Wie also kann man Benko-Fails zukünftig verhindern? Echte Gewissheit bei (Risiko-)Kapitalgeber*innen gibt es nicht. Aber Sperrminoritäten für den Steuergeld-gebenden Staat, gerne auch vertreten durch die betroffenen Bundesländer und Kommunen, helfen, groben Missbrauch vorzubeugen.

Auch die Betriebsräte oder zuständigen Gewerkschaften könnten – ähnlich wie bei Vivavest – an ihren Unternehmen beteiligt werden. Das würde die Arbeitnehmer*innen auch für ihren Mehr-Einsatz in Krisenzeiten entschädigen und anerkennen, dass immer sie es sind, die sich, anders als zum Beispiel René Benko, tatsächlich für “ihre” Arbeitgeber interessieren.


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team