Die Kindergrundsicherung muss kommen!

Die Kindergrundsicherung lässt weiter auf sich warten. Das ist auch finanzpolitisch nicht zu erklären. Ein Kommentar von REVOLTE-Autor Jan Bühlbecker.

Mit der Kindergrundsicherung spart Deutschland Geld.

Das sage nicht ich, das sagen renommierte Wirtschaftsinstitute.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Armut in der Kindheit prägt die betroffenen Kinder langfristig, die meisten armen Kinder bleiben auch als Erwachsene arm. Weil Armut Bildungschancen reduziert, wenn kein Geld für Ausflüge, Nachhilfe, Lernspiele, Sportvereine oder gesunde Ernährung da ist. Während eine frühe staatliche Hilfe logischerweise das Gegenteil bewirkt.

Eine am Freitag vorgestellte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat schließlich ergeben, dass gesunde und gut ausgebildete Kinder deutlich bessere Chancen haben, als Erwachsene selbstbestimmt ihren Lebensunterhalt zu verdienen, als Kinder, die mit staatlichen Hilfen groß werden mussten.

Die hohen Folgekosten von Kinderarmut

Oder um es mit den Worten der Forscher*innen von Prognos zu sagen: “Eine Kindergrundsicherung würde in den ersten Lebensjahren bei den öffentlichen Haushalten zu höheren Ausgaben; im Lebensverlauf kann sie zu höheren Rückflüssen führen.”

In konkreten Zahlen klingt das so: Laut OECD-Studie kosten uns die Folgen von Kinderarmut rund 100 Milliarden Euro. Eine umfassende Kindergrundsicherung kostet 12,6 Milliarden Euro.

Eine ziemlich einfache Rechnung.

Ein Finanzminister, der nicht rechnen kann

Und das ist eine wichtige Erkenntnis. Denn die Kindergrundsicherung scheitert ja bislang nicht am fehlenden Konzept, der DGB hat einen Plan für die Kindergrundsicherung längst vorgelegt. Sie scheitert am Widerstand der FDP, die lieber Aktienrendite, Wachstumschancengesetz und die Verwässerung des Klimaschutzgesetzes durchsetzt.

Christian Lindner sagt: Die Schuldenbremse sei heilig, beim Sozialen müsse man im Zweifel kürzen. Die Studie beweist nun: Der Mann denkt viel zu kurz. Wer Staatsausgaben nur in Haushaltsjahren denkt, macht verantwortungslose Politik – auch finanzpolitisch.

Mag sein, dass die Kindergrundsicherung kurzfristig ebenso Geld kostet wie notwendige Investitionen in Verkehrs- und Wärmewende übrigens ja auch, aber langfristig kostet keine Kindergrundsicherung mehr Geld (und vor allem: Chancen für Kinder) genauso wie keine Transformation zur Klimaneutralität uns allen die Lebensgrundlage raubt.

Wut, weil es um mehr als Euros geht

Mich ärgert die Blockade. Weil ich aus Bochum komme und bei uns jedes vierte Kind in Armut aufwächst. In Gelsenkirchen, unserer Nachbarstadt, sind es sogar 40% aller Kinder. Und ganz ehrlich: Das darf doch nicht sein.

Die Kindergrundsicherung muss darum kommen! 

Weil wir uns in Deutschland viel leisten können, aber Kinderarmut nicht.

Aber vor allem, weil jedes Kind faire Chancen verdient. 

Und jeder Mensch ein selbstbestimmtes Leben führen können muss.


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team