Benko Pleite: Wie es so weit kommen konnte und was JETZT zu tun ist

Die Signa-Holding, zu der unter anderem die Galeria Karstadt Kaufhof gehört, hat Insolvenz angemeldet. Deswegen steht in der Kritik: Firmeneigentümer René Benko.

“Wir sind hier fast eine Familie”, sagt eine Gelsenkirchener Galeria-Betriebsrätin. Über Jahre haben die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof um die Zukunft “ihres” Unternehmens gekämpft – gegen alle Widerstände.

Und davon gab es reichlich.

Der Weg, den die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof hinter sich haben, war der reinste ARBEITNEHMER*INNEN-HORROR: Insolvenzen, Übernahmen, Fusionen – All das standen die Mitarbeiter*innen durch, verzichteten auf Lohnerhöhungen und kloppten Überstunden.

Jetzt droht erneut das aus. Und Schuld ist – mal wieder! – Rene Benko!

Aber der Reihe nach…

Vor 10 Jahren, also 2013, erwarb René Benko, ein wegen Schmiergeldzahlungen verurteilter österreichischer Immobilien-Spekulant, die traditionsreichen Warenhausketten Galeria Kaufhof und Karstadt. Später fusionierte er sie.

Warum René Benko Galeria Karstadt Kaufhof seit dem ersten Tag vernichten will

Kritiker*innen warnten schon damals, dass es Benko, der keinerlei Erfahrungen außerhalb des Immobiliengeschäfts vorweisen konnte, gar nicht um die Warenhäuser gehe. Sondern um die Häuser, in denen sie untergebracht sind. Denn: Die Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof befinden sich allesamt in bester Innenstadtlage. Und die allermeisten gehören dem Unternehmen. Mit der Übernahme wurde Benko also nicht nur Besitzer der Warenhauskette, sondern auch von weiteren 1A-Immobilien.

Was Benko dafür zahlte? EINEN EURO! Mehr verlangte der Vorbesitzer nicht, weil Benko zusagte, in das Unternehmen zu investieren.

Mehr noch: Als Gegenleistung für sein Versprechen, sich um die Warenhäuser zu kümmern und zu versuchen, Arbeitsplätze zu erhalten, erhielt René Benko auch staatliche Hilfsgelder. Mehrere Hundertmillionen Euro flossen in den letzten Jahren in Galeria Karstadt Kaufhof. Benko selbst stellte später auch Investitionsmittel bereit, investierte aber erheblich weniger!

Wie der “Retter” den Untergang herbeigeführt hat

Stattdessen trennte er innerhalb seines Unternehmensverbundes die Warenhäuser von den Immobilien. Heißt: Er machte die Galeria Karstadt Kaufhof Filialen zu Mieter*innen in ihren vormals eigenen Häusern.

Und er erhöhte die Mieten. 

Immer wieder. 

Beobachter*innen sind sich einig, dass auch Benkos Mieterhöhungen die Galeria-Krise MASSIV verschäftft haben..BENKO HAT DIE WARENHÄUSER AUS IHREN IMMOBILIEN RAUS GENTRIFIZIERT!

Die Folge: Erst letztes Jahr musste über Galeria Karstadt Kaufhof mal wieder ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren eröffnet werden. In Zuge dessen konnte er 50 Häuser in Innenstädten von Essen bis München nun anders, lukrativer vermieten. Also mehr Kohle machen.

Nicht nur Karstadt-Pleite: Ganze Benko-Gruppe ist bankrott

Doch für die Signa-Holding, Benkos Unternehmensgruppe, in der er all seine Machenschaften bündelt, läuft es trotzdem nicht rosig. Mehr noch: Jetzt ist sogar die Signa insolvent.

Neben der Galeria-Gruppe sind in Deutschland davon unter anderem auch das Berliner KaDeWe und mehrere Wohnprojekte in deutschen Ballungsräumen betroffen – also Mieter*innen!

Als Grund für die Insolvenz wird die derzeit schwierige Lage am Immobilienmarkt gesehen. Baustoffe sind in Zuge der Energiepreis-Krise teurer geworden, auf dem Bau fehlen Fachkräfte, Immobilienprojekte könnte so kaum wie geplant umgesetzt werden.

Besonders bitter: Expert*innen werfen Benko vor, dass die heute beantragte Insolvenz abzusehen gewesen sei. Sie werfen Benko “Anzeichen von Insolvenzverschleppung” vor, auf Insolvenzverschleppung steht eine Strafe von bis zu drei Jahren Knast.

Und: Benko hätte die Insolvenz wohl verhindern können. Bis zuletzt verhandelte er mit möglichen Investor*innen. Doch die schreckten zurück, weil das Signa-Gebilde mit weit über einhundert weit verschachtelten Tochterfirmen für sie zu undurchsichtig war. BENKOS GIER KOSTET IHM JETZT DEN KOPF – Und seinen Mieter*innen im schlimmsten Fall die Existenz!

Benko wollte “uns alle über Ohr hauen”

Denn Andreas Babler, Chef der SPÖ, also Österreichs SPD, dem Land, aus dem Benko und sein Unternehmen stammen, schreibt zur Mega-Insolvenz auf Twitter: “Wenn ein Unternehmer wie Benko mehr als tausend Firmen und unzählige Privatstiftungen hat, dann hat er das nicht, weil es für ein Immobilien- und Handelsunternehmen nicht anders möglich wäre – sondern weil er uns alle übers Ohr hauen will.”

Babler fordert: “Ein neues Konzerninsolvenzrecht, stärkere Verantwortung für die Gläubiger und mehr Aufsicht und Transparenz. So belohnen wir ehrliches Unternehmertum anstelle von Spekulation.”

Denn wenn “es sich einige Wenige richten können, während andere zu Bittsteller:innen degradiert werden, wird der Zusammenhalt in unserem Land zerstört”. Das gilt auch für Deutschland!

Und klar ist: Ein Fall Benko darf sich nicht wiederholen! Denn hier wurden hunderte Millionen Euro nicht in Arbeitsplatzsicherung von prekär Beschäftigten und gemeinnützige Mietprojekte, sondern in den Vermögensaufbau eines Superreichen investiert.

Dabei hätte es durchaus Rettungsperspektiven für Galeria Karstadt Kaufhof als Warenhaus-Konzern gegeben. Die zentrale Lage in vielen deutschen Innenstädten hätte zum Beispiel das Potenzial für ein “same hour delivery”-Modell geboten, das selbst gegen Amazon konkurrenzfähig gewesen wäre.

Cafes und Veranstaltungsräume in den Warenhäusern hätten deren Attraktivität steigern können – vor Jahren moderierte schon Mal Thomas Gottschalk Modenschauen in Karstadt-Häusern – und damit auch die Innenstädte wieder aufgewertet. DAS wäre anders als das Benko-Investment tatsächlich im öffentlichen Interesse gewesen.

Wie also kann man Benko-Fails zukünftig verhindern? Echte Gewissheit bei (Risiko-)Kapitalgeber*innen gibt es nicht. Aber Sperrminoritäten für den Steuergeld-gebenden Staat, gerne auch vertreten durch die betroffenen Bundesländer und Kommunen, helfen, groben Missbrauch vorzubeugen.

Auch die Betriebsräte oder zuständigen Gewerkschaften könnten – ähnlich wie bei Vivavest – an ihren Unternehmen beteiligt werden. Das würde die Arbeitnehmer*innen auch für ihren Mehr-Einsatz in Krisenzeiten entschädigen und anerkennen, dass immer sie es sind, die sich, anders als zum Beispiel René Benko, tatsächlich für “ihre” Arbeitgeber interessieren.

Gleiches gilt bei Wohnungsbau-Unternehmen. IG BAU-Chef Robert Feiger fordert zum Beispiel eine Staatsbeteiligung am Wohnungsriesen Vonovia, auch dessen Enteignung wird ja diskutiert.Und klar ist: Deutschland muss verstärkt öffentlich-rechtlich Bauen, Immobilienbesitz vor allem gemeinnützig regeln, damit die Abhängigkeit von gierzerfressenen Scheinriesen wie Rene Benko mit der Signa-Insolvenz ein für alle Mal endet!


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team