Waldrodung für Autobahn: Hessen will Autobahnen um jeden Preis!

Der Fechenheimer Wald bei Frankfurt soll gerodet werden. Stattdessen sollen auf einer 2 Kilometer langen Strecke zwei Autobahnen miteinander verbunden werden. Rodungs-Befürworter*innen hoffen auf weniger innerstädtischen Verkehr, Klimaaktivist*innen wollen den Wald retten.

Seit 60 Jahren wird über die Rodung des Fechenheimer Waldes bei Frankfurt diskutiert. Anstelle des Waldes soll dort der Riedwaldtunnel entstehen und die Autobahnen 66 und 661 auf einer Fläche von 2 Kilometern miteinander verbinden. Auf einzelnen Straßen, die aus Frankfurt herausführen, soll dadurch der Verkehr abnehmen. Gleichzeitig gehen Prognosen davon aus, dass der Verkehr auf mehreren Straßen in die Stadt dafür zunimmt. 

Hinzu kommt: Im Fechenheimer Wald lebt der Große Eichenbock, ein auch als Heldbock bekannter Käfer. Er ist akut vom Aussterben bedroht. Mit der Wald-Rodung würde er einen für seinen Fortbestand entscheidenden Lebensraum verlieren.

Weniger Verkehr? Fehlanzeige!

Klimaaktivist*innen protestieren darum gegen die Waldrohdung. Seit Jahren schon. Trotzdem soll sie in dieser Woche beginnen. Obwohl der Erfolg des Verkehrsprojekts unklar ist und Studien belegen, dass mehr Straßen nicht zu einer Entlastung bestehender Straßen führen, sondern stattdessen immer noch mehr Verkehr schaffen.

Neue Straßen-Projekte helfen also nicht bei der dringend benötigten Verkehrswende, sie müssen darum zur Ausnahme werden, statt die Regel zu bleiben.

Doch diese Haltung hat sich in der Politik noch immer nicht durchgesetzt – im Gegenteil: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kündigte erst letzten Monat an, den Autobahn-Ausbau zu einer seiner Top-Prioritäten als Verkehrsminister machen zu wollen. Gleichzeitig war eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets im letzten Sommer an seinem Parteifreund, Bundesfinanzminister Christian Lindner, gescheitert.

FDP ist die Anti-Verkehrswende-Partei

Kein Einzelfall. Auch beim Verbrenner-Verbot bremsten die Liberalen. Und auch beim Ausbau der Schiene kommt Wissing nicht voran. Kein Wunder, dass sein Verkehrsministerium im letzten Jahr die Klimaschutz-Ziele der Bundesregierung verfehlte.

Dabei muss Deutschland eine Mobilitätswende hinbekommen, wenn es seine Klimaschutz-Ziele erreichen und zum Beispiel das 1,5-Gradziel einhalten möchte. Immerhin werden im Verkehrssektor jedes Jahr über 160 Millionen Tonnen Co2 ausgestoßen. Viel zu viel!

Vollgas-Politik beim Netzausbau

Wenn der Verkehrsminister Vollgas-Politik macht, sollte man darum endlich nicht mehr an den Porsche denken müssen – Selbst wenn er wie Volker Wissing von der FDP kommt.

Deutschland muss seine Mobilitätspolitik radikal verändern. Denn richtig ist: Aktuell sind viele Menschen auf das Auto angewiesen. Nicht nur die, die in ländlichen Regionen wohnen. Auch Städter*innen, die beispielsweise in Industriegebieten arbeiten, kommen oft nur mit dem Auto verlässlich zum Job. Pfleger*innen oder Verkäufer*innen, die sich keine Wohnung in der Stadt mehr leisten können, ebenfalls.

Um das zu ändern, braucht es Vollgas beim Netzausbau. Mit dem Bau des LNG-Terminals in Wilhelmshaven hat Deutschland zuletzt gezeigt, wie schnell es öffentlich bauen kann. Das muss jetzt auch bei neuen Bahntrassen gelingen. Und: Der Bund sollte die Kommunen beim Ausbau ihrer Verkehrsverbünde, also neuen Bussen und Bahnen für den ÖPNV, unterstützen. Gleiches gilt für die Bundesländer.

Frei nach dem Motto: Weg mit der Schuldenbremse – her mit der Nachhaltigkeit!

Jede Rodung ist ein Symbol

Die Rodung des Fechenheimer Waldes, die schon in diesem Moment beginnen könnte, wäre ein Symbol dafür, dass Deutschland beim Klimaschutz zu lange geschlafen hat.

Und ein Verkehrsminister, der weiter dösen möchte, sollte auch Vollgas geben. Wenn es sein muss auch ein letztes Mal mit dem Porsche: Bei der Fahrt zur eigenen Rücktritts-Pressekonferenz.

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Geschrieben von: Technik Team

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