Lützerath, Herzschmerzland – Ein Dorf zeigt für uns alle Mut.

Ein kleines Dorf inmitten der Tiefen des Tagebaus Garzweiler II. Dies ist der Ort, an dem die klimapolitischen Ziele dieses Landes durch seine Bewohner verteidigt werden.

Mutiges Dorf wird zur Bewegung

Lützerath, das kleine, beschauliche Dorf liegt im Kreis Heinsberg, in der Gemeinde Erkelenz, hier haben die längste Zeit über rund 105 Menschen ihr Leben gelebt. Seit nun über zwei Jahren ist das Dorf besetzt, besetzt durch Klimaaktivist:innen, die dort für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und die 1,5° Grenze protestieren. 

Aber nicht nur das geschieht in diesem Ort im Rheinland, über die Monate hinweg haben sich in diesem Dorf hunderte, ja teils tausende Menschen zusammengefunden. Menschen, die alle das Ziel vor Augen haben, die Welt zu schützen, haben damit im Kleinen in Lützerath angefangen.

Das kleine und beschauliche Lützerath hat sich zur Begegnungsstätte für Menschen entwickelt, die sagen „Eine bessere Welt ist möglich!“

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Träume werden in Lützerath Realität

In Lützerath entstehen Utopien und werden verwirklicht. Es haben sich Strukturen weitab der konventionellen Staatsverwaltung gebildet. In Kleingruppen, aber auch als Dorfgemeinschaft hat man das Zusammenleben organisiert. Dabei immer darauf Acht gegeben, dass alle Perspektiven berücksichtigt werden. Es wurde ein Raum geschaffen, in dem Menschen nach ihren Vorstellungen gemeinsam, solidarisch und diskriminierungsfrei gelebt haben.

Wer vielleicht schon einmal länger als nur einen Tag zu Besuch dort war, wird sich sicher nur positiv an diese Zeit erinnern können. Die Harmonie von Lützerath und die unglaubliche Zerstörung durch den Braunkohletagebau auf der anderen Seite, machen diesen Ort zu etwas Unbeschreiblichem. 

Klimazerstörer in XXL vs. Lützerath

Guckt man von der Abbruchkante in die Grube des Tagebaus, kann einem Menschen schon mulmig werden. Die Weite und Tiefe gepaart mit dem übermächtigen Eindruck der Schaufelradbagger von RWE sind schlicht zu erdrückend, als dass ein Mensch sich hiervon nicht beeindrucken lassen kann.

Blickt man jedoch wieder in Richtung des Dorfes, so wird einem klar: So muss es nicht sein. Man kann es verändern – durch Mut und Standhaftigkeit!

In den Bäumen, Baumhäuser, wo man nur hinguckt, in der Verwallung stecken Schilder und Plakate, bei der Mahnwache immer ein Platz für gute Gespräche, in der KüFa – einer gemeinschaftlichen Küche – stets reger Betrieb und in den noch stehenden Häusern der Ortschaft Menschen, die diese wieder nutzen und sich dort ihr Zuhause eingerichtet haben. 

Der Dorfgemeinschaft stehen seit Jahren Aktivist:innen gegen die Räumung bei. Nun sind hunderte, tausende angereist – darunter sogar Bundestagsabgeordnete wie Kathrin Vogler (DIE LINKE) wollen das Dorf mit schützen.

All das soll nun jedoch der Braunkohle um dem Willen der angeblichen Versorgungssicherheit weichen. 

Gutachten entlarven Lügen von NRWE-Regierung

Doch Gutachten belegen, dass die Braunkohle unter dem Dorf zur Versorgungssicherheit nicht gebraucht wird. Der absurde Kuhhandel von RWE und der NRW-Landesregierung ist damit widerlegt!

Kohleausstieg 2030, dafür darf Lützerath abgebaggert werden, so sieht das Ergebnis der Verhandlungen der NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) sowie ihrem Bundeskollegen Robert Habeck (ebenfalls Grüne) mit dem Konzern RWE aus. 

Dabei hatte der Bundestag noch im Juli 2022 die Befürwortung, dass Lützerath erhalten werden soll, beschlossen. Der Antrag kam seiner Zeit aus der Feder der Grünen Abgeordneten Kathrin Henneberger (Grüne, ehemalige Sprecherin „EndeGelände“). 

Steht RWE über dem Gesetz?!

Am Sonntag, dem 08.01.2023 sagte Henneberger im Gespräch in Lützerath auf die Frage, was sie zur Räumung denke, vor allem auch in Bezug auf die vorherige Befürwortung: „[…] Und RWE ist dann, aber in dieser Entscheidung nicht mitgegangen. Also RWE hat dann den Beschluss des Bundestages nicht respektiert“

Ein Konzern also, der sich einer Entscheidung des Bundestages widersetzt?! So scheint es nunmehr wirklich nicht verwunderlich, dass die Menschen, welche nun über Jahre dort miteinander gelebt haben, selbst in den Widerstand gegen den Konzern treten.

Die Dorfgemeinschaft hat die Ortschaft in einer wochenlangen Kraftanstrengung gegen die bevorstehende Räumung durch die Polizei gewappnet. So errichteten die Aktivist:innen eine Vielzahl von Straßensperren und  Barrikaden, um die Räumung durch die Einsatzkräfte möglichst lang hinauszuzögern.

Richtiger Räumversuch wohl ab Mittwoch

Laut Polizei sei ab Mittwoch mit dem Beginn der tatsächlichen Räumungs- und Abbrucharbeiten zu rechnen.

Dieser Tag dürfte wohl auf allen Seiten ein Tag der Ungewissheit werden. Die Polizei weiß nicht, was die Aktivist:innen vorbereiten und die Aktivist:innen wissen nicht, was die Polizei alles für sie vorhält.

Nur eines ist klar: Der Hauptverantwortliche, der Polizeipräsident Aachens, der möchte all das nicht. 

So ist er selbst Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen, öffentlich verkündet er: „Ich wünschte, die Räumung von Lützerath hätte sich vermeiden lassen. Aber sie ist – nach allem, was ich weiß – leider unvermeidlich.“ Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ab 11.01.2023 die Räumpanzer rollen.

So bleibt nur zu hoffen, dass Lützerath stehen bleiben kann und beim Räumversuch nicht erneut Menschen zu Tode kommen, wie der Journalist Steffen Meyn 2018 bei der Räumung des Hambacher Forsts. 

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Geschrieben von: Julien Krasniqi

Julien Krasniqi

Ich bin freier [Foto]Journalist in NRW. Ich berichte und recherchiere zum Protest auf den Straßen.