NEUES AUS GRÄFENHAUSEN: Streik erfolgreich beendet, aber weiter viel zu tun

In der letzten Woche berichtete REVOLTE vom LKW-Fahrer*innen-Streik auf der Autobahnraststätte. Nun die erlösende Nachricht: Der Streik konnte erfolgreich beendet werden, die Fahrer*innen erhalten endlich ihr Geld! Ein Grund zur Freude, aber noch kein Ende des Kampfes.

Über vier Wochen streikten rund 60 LKW-Fahrer*innen aus Asien und Osteuropa in Weiterstadt-Gräfenhausen, das liegt in Südhessen. Ihre Autos haben sie auf einer Autobahn-Raststätte ABGESTELLT und befanden sich dort nun auch im ARBEITSKAMPF.

Die Fahrer*innen streikten, weil sie SEIT MONATEN KEIN GEHALT erhielten. Sie werden scheinselbstständig beschäftigt und tragen damit den größten Teil des unternehmerischen Risikos der Spedition, für die sie arbeiten, selbst. Ihr Arbeitstag dauert 13 bis 15 Stunden, aber ihr Tagessatz beträgt nur circa 80 Euro – trotz Reisestress, körperlicher und geistiger Belastung. 

Wie Tiere behandelt, wie Löwen gekämpft

Die ersten Wochen verlief der Streik friedlich. Doch dann schickte die Spedition Mazur Schlägertrupps, um den Streik zu brechen und die Fahrer*innen einzuschüchtern. REVOLTE berichtete. Gleichzeitig wurde bekannt, dass in Belgien gegen die Spedition wegen des Verdachts auf Menschenhandel ermittelt wurde. Auch darüber berichtete REVOLTE.

NUN DIE ERLÖSENDE NACHRICHT! Der Streik war erfolgreich: ALLE FAHRER*INNEN HABEN DIE AUSSTEHENDEN GEHALTSZAHLUNGEN ERHALTEN. Edwin Atema von der Niederländischen Gewerkschaft FNV, der als Unterhändler agierte, freut sich: “Die Fahrer*innen wurden von ihrem Arbeitgeber wie Tiere behandelt und haben wie Löwen gekämpft und gewonnen. Menschen wie sie verändern die Branche.”

Und das ist auch bitter nötig. Denn der Streik von Gräfenhausen ist nur ein Beispiel für die KATASTROPHALEN ARBEITSBEDINGUNGEN von LKW-Fahrer*innen in Europa. Für Lkw-Fahrer*innen sind Autobahnen, Landstraßen und Gewerbegebiete Arbeitsplatz und Lebensmittelpunkt zugleich. Viele von ihnen sind gezwungen wochen- bis monatelang ihre Pausen und vor allem ihre Freizeit zwischen den Arbeitsschichten auf Parkplätzen zu verbringen. Parkplätze, die oft nicht sicher sind.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert darum KONSEQUENZEN AUS GRÄFENHAUSEN!

Spediteure an Kosten für Infrastruktur beteiligen

Und das beginnt bei der Parkplatz-Gestaltung. Denn nach Feierabend und am Wochenende sind die Fahrer*innen an den Parkplatz gebunden, kommen nicht weg. In einem Dossier regt das Gewerkschaftsbündnis “Faire Mobilität” darum unter anderem jeweils in unmittelbarer Nähe von Lkw-Parkplätzen die Schaffung einer Notinfrastruktur mit Sanitäranlagen an, die Wasseranschlüsse für die Befüllung von Wasserkanistern, WC-Anlagen, Duschen sowie eine Möglichkeit zum Abwaschen von Geschirr kombiniert. Die Anlagen sollten windgeschützt und beheizbar sein.

Aber auch das soziale Leben der Fahrer*innen, sollte bei der Parkplatz-Gestaltung mitgedacht werden. Konkret fordert Faire Mobilität kostenloses WLAN, Grünanlagen mit Sitzgelegenheiten, Fitnessgeräte oder kleine Sportanlagen wie Basketballkörbe, Fußballfelder oder Tischtennisplatten. Außerdem schlagen sie Fahrradverleihe und eine Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr vor, damit die Fahrer*innen den Parkplatz nach Feierabend und am Wochenende verlassen können.

Den Gewerkschafter*innen ist dabei wichtig: DAS SOLLEN DIE SPEDITIONEN BEZAHLEN! Sie schlagen eine zusätzliche LKW-Maut oder eine separate Gewerbesteuer für Firmen vor, die LKWs über deutsche Autobahnen transportieren lassen. Und es darf natürlich nicht zu Lasten der Fahrer*innen gehen, weswegen der DGB sich auch für eine stärkere Präsenz des Zolls, der Mindestlohn und Pausenzeiten überwacht, an den Autobahnraststätten ausspricht.

Respekt für LKW-Held*innen

Ohne LKW-Fahrer*innen steht Deutschland still.

Und viele Fahrer*innen LIEBEN IHREN JOB. Trotz der schwierigen Arbeitsumstände.

Mit ihrer Ausbeutung muss darum ein für alle Mal Schluss sein. REVOLTE fordert: Löhne rauf, Arbeitszeit runter!


Geschrieben von: Technik Team

Technik Team